Schluss mit dem inneren Richter: Wie du durch Selbstvergebung deine Würde zurückeroberst

Man könnte sagen, sich selbst zu vergeben, ist eine Form der inneren Friedensarbeit. Es geht darum, die Verbindung in deinem Inneren wiederherzustellen. Oft ist es so, dass Menschen, die Traumafolgen tragen, sich selbst verurteilen, beschuldigen oder sogar abwehren. Sie machen sich damit quasi selbst zum "Objekt" ihrer negativen Gefühle und verletzen sich selbst – sie werden sozusagen zum Täter an sich selbst.

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Stell dir vor, ein Teil von dir hat etwas getan, was du heute vielleicht als "toxisch" oder "schwierig" empfindest, oder du gibst dir selbst die Schuld für Dinge, die passiert sind. Oder du schämst dich für deine Reaktionen, Muster oder Gefühle. Diese Schuld- und Schamgefühle sind oft zutiefst mit Trauma verbunden und können dich daran hindern, vorwärtszuschauen und Frieden zu finden.

Die Rolle der Selbstvergebung ist also entscheidend, weil sie dir hilft

  1. Innere Konflikte zu lösen: Wenn du dich selbst für etwas beschuldigst, entsteht ein innerer Konflikt. Die Selbstvergebung hilft, diese innere Spaltung aufzulösen. Sie ist wie ein warmes, weiches Licht, das du auf die Teile in dir strömen lässt, die sich selbst abwerten und fertigmachen. Es geht darum, wohlwollend auf das zu schauen, was in dir wirkt, und dein Bemühen anzuerkennen, mit all dem umzugehen.
    • Beispiel: Eine Klientin fragte mich, was, wenn sie selbst diejenige ist, die Situationen schwierig macht, und ob sie sich dafür vergeben kann. Dahinter steckt oft die Angst, toxisch zu sein, und ein Gefühl von Scham. Selbstvergebung würde hier bedeuten, diese Angst und Scham liebevoll anzunehmen und zu verstehen, dass auch diese Verhaltensweisen oft tief sitzende Schutzstrategien waren, die aus alten Prägungen stammen.
  1. Verbindung in deinem Inneren wiederherzustellen: Trauma führt oft zu einer Entfremdung von sich selbst, von den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Selbstvergebung ermöglicht es, die abgelehnten oder verletzten Anteile in dir wieder in Verbindung zu bringen. Es ist ein Ausdruck von Selbstmitgefühl und Wohlwollen dir selbst gegenüber. Wohlwollen ist eine Haltung, die zu einer Wende im Blick auf sich selbst führt und die Welt verändern kann.
    • Beispiel: Wenn du spürst, dass du aus alten Überlebensstrategien heraus handelst, die dir heute vielleicht schaden – wie z.B. Prokrastination oder übermäßige Kontrolle – ist es wichtig, diese Strategien nicht zu verurteilen, sondern ihre einstmals rettende Funktion anzuerkennen. Selbstvergebung bedeutet dann, auch diese "unliebenswerten" Seiten mit Wohlwollen zu betrachten.
  1. Deine Selbstwirksamkeit und Wahlfreiheit zu stärken: Indem du dir selbst vergibst, ermächtigst du dich, zu entscheiden und zu wählen, wie du mit deinen Gefühlen und Erfahrungen umgehst. Es ist ein Schritt weg von der Ohnmacht, die so typisch für Traumafolgen ist.
    • Beispiel: Wenn du dich ausgeliefert oder ohnmächtig fühlst – zum Beispiel weil dein Körper Symptome zeigt, die dich überfordern – dann ist Selbstvergebung ein Teil davon, die Verantwortung für deinen Körper und seine Symptome zu übernehmen, ihn zu pflegen und ernst zu nehmen. Du lernst, dass du Einfluss nehmen kannst, selbst wenn es darum geht, die Konsequenzen deines Handelns zu tragen und dich um die Anteile in dir zu kümmern, die vielleicht anderen Schmerz zugefügt haben.

Die Selbstvergebung ist also kein Freibrief, um sich vor Verantwortung zu drücken, sondern im Gegenteil: Sie ist ein Akt tiefer Eigenverantwortung, der es dir erlaubt, dich um dein Inneres zu kümmern und die Heilung deiner "versehrten Würde" und deines Selbstwerts voranzutreiben. Es ist ein Prozess, bei dem du lernst, dich selbst als ein fühlendes und würdevolles Wesen wahrzunehmen, statt dich zum Objekt negativer Gefühle zu machen.

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