Euer Streit – Kampf der inneren Kinder? So findet ihr wieder zueinander!

Wenn Ihr streitet oder Konflikte miteinander habt: Wer streitet da eigentlich? Der "vernünftige" Erwachsene, der Argumente vorbringt und abwägt, zuhören kann oder sind da zwei Kinder im Konflikt? Emotional aufgewühlt, laut oder stumm, überfordert oder nicht gesehen?

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Warum verlieren Paare die Fähigkeit, rational zu streiten?

Stell dir vor, wenn du richtig gestresst bist, vielleicht bei einem lauten Streit, dann übernimmt in deinem Gehirn ein ganz alter Teil das Kommando – man nennt es das "Reptiliengehirn". Das ist wie ein Alarmzentrum, das blitzschnell auf Bedrohung reagiert. In solchen Momenten geht es nur noch ums Überleben: Angriff, Flucht oder Erstarren. Dein Sprachzentrum, also der Teil, der für vernünftiges Reden zuständig ist, schaltet sich dabei fast komplett ab. Informationen können nur schlecht aufgenommen werden.

Viele Paare beschreiben Streit als eskalierende Emotionen, die die Beziehung zerstören und sie verzweifelt und verwirrt zurücklassen. Wenn starke Gefühle überkochen, können Entscheidungen viel stärker vom Gefühl als vom Verstand gesteuert werden. Es fühlt sich dann an, als würden Pläne durch die Emotionen "boykottiert".

Gerade bei Paaren, die traumatische Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht haben, ist das Stresssystem im Gehirn oft chronisch in Alarmbereitschaft. Streit wirkt wie ein weiterer Stressauslöser, der diese alten Wunden immer wieder aufreißt und die Emotionen in den Keller katapultiert. So entsteht ein Teufelskreis: Streit erzeugt Stress, Stress erzeugt überwältigende Gefühle, und diese führen wieder zu immer sinnloserem Streit.

Die „verletzten inneren Kinder“ treten dann in den Vordergrund. Es ist, als ob sich die Abwehrkämpfe des traumatisierten Kindes von damals im Hier und Jetzt gegen den Partner richten. Das Paar erkennt oft nicht, dass die eigentliche Krisenenergie aus dem früheren Trauma stammt. Sie stecken in einem sogenannten "Drama-Dreieck" fest, wo die Rollen von Täter, Opfer und Retter ständig wechseln. Jeder kann mal Täter, mal Opfer sein, und der Dialog wird oft manipulativ.

Beispiele aus dem Alltag

  • Der "Weil-du-Drama"-Streit: Stell dir vor, du streitest dich mit deinem Partner und jeder zeigt mit dem Finger auf den anderen: "Weil du das gesagt hast!" oder "Weil du das nicht machst!". In solchen Momenten weisen beide ihre eigene Beteiligung am Streit weit von sich, und es wächst eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen. Das Herz wird in eine Art Kiste verbannt, damit man nicht mehr verletzt werden kann. Oft steht auf dieser Kiste das Datum einer traumatischen Kindheitserfahrung.
  • Der Mann zieht sich zurück, die Frau wird wütend: Ein häufiges Muster ist, dass ein Partner bei Streit still wird und sich emotional abschottet, während der andere Partner lauter und anklagender wird. Hier könnte die Frau zum Beispiel eine alte Verletzung des Verlassenwerdens wiedererleben und deshalb mit Vorwürfen reagieren, während der Mann sich an frühere Situationen erinnert, in denen er für seine Gefühle bestraft wurde und sich deshalb zum Schutz "taub stellt".
  • Argumente helfen nicht: Paare versuchen oft, sich mit guten Argumenten zu überzeugen, aber das führt meist nicht zu einer Lösung. Ein Beispiel, das oft erzählt wird: "Wenn gute Argumente wirklich helfen würden, würden heute alle Hühner Helme tragen". Das zeigt, dass das Emotionssystem sich oft gegen logische Argumente wehrt.

Woher kommt das?

Die Ursache liegt meist in frühen, traumatischen Erfahrungen in der Kindheit. Das können Vernachlässigung, Missbrauch, Gewalt oder andere Formen sein, die die kindlichen Bewältigungsmöglichkeiten überstiegen haben.

  • Vererbte Traumata: Manchmal haben sogar die (Groß-)Eltern schreckliche Kriegserlebnisse oder Erfahrungen mit der "schwarzen Pädagogik" der NS-Zeit gemacht. Diese unverarbeiteten Belastungen können ungewollt an die Kinder weitergegeben werden und die Beziehungsfähigkeit der nächsten Generation beeinträchtigen. Auch wenn Eltern nicht grausam waren, aber oft stritten, überfordert oder seelisch leidend waren, kann das Klima im Elternhaus zu einer Beziehungsstörung führen, die sich heute auswirkt.
  • "Traumazentrierte Beziehungsstörung": Paare, die viel und emotional eskalierend streiten, sich kaum emotional oder sexuell aufeinander beziehen und eine negative Grundstimmung in ihrer Partnerschaft haben, zeigen oft Symptome einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Sie haben einen speziellen Bindungsstil, der "desorganisiert gebunden" genannt wird. Das bedeutet, sie sind innerlich unsicher und zerrissen zwischen dem Wunsch nach Nähe und der gleichzeitigen Abwehr dieser Nähe. Die Wunden der Kindheit wirken sich auf die Partnerschaft in Form von Streit, Dramen und sexuellen Konflikten aus.
  • "Apokalyptische Reiter": John Gottman hat diese zerstörerischen Verhaltensweisen im Streit beschrieben: Kritik/Vorwurf, Rechtfertigung/Verteidigung, Verachtung/Geringschätzung und Rückzug/Mauern. Paare mit Traumahintergrund neigen dazu, diese Reiter besonders heftig einzusetzen. Glückliche Paare halten sich an die Regel, nicht in schlechter Stimmung über Probleme zu reden.

Was ist zu tun?

Die traumasensible Paartherapie (TSPT) setzt genau hier an, um Paaren zu helfen, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Sie geht davon aus, dass Streit die Lösung von Problemen verhindert und die Liebe zerstört.

  1. Den Streit beenden
  2. Die Ursachen verstehen und bearbeiten
  3. Neue Wege der Kommunikation lernen

Ziel der traumasensiblen Paartherapie ist es, die Beziehungsintelligenz zu erhöhen und die traumazentrierte Paardynamik aufzulösen. Die Paare lernen, die Ursachen ihrer Muster zu erkennen und neue, gesündere Verhaltensweisen zu entwickeln. Das führt zu einer neuen Grundlage, schwierige Angelegenheiten als Erwachsene zu klären, ohne den "Drachen" und den "verletzten Kindern" das Feld zu überlassen. So kann aus einem "Trauma-Haus" ein "Traumhaus" werden, in dem Geborgenheit herrscht und Liebe sich frei entfalten kann.

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